Nachlese zur Schließung der Sparkassenfiliale Görzke

18.09.2019

Nachlese

zur Schließung der Sparkassenfiliale Görzke

 

Die begründeten Forderungen vieler Görzker, die zur Mahnung an Sparkasse und Politiker zusammengefasst wurden, um der Schließung von Sparkassenfilialen Einhalt zu gebieten, sind in Form von zwei Offenen Briefen und einem Brandbrief weiterhin nachzulesen auf der Internetseite „Töpferort Görzke“ (Aktuelles/Nachrichten).

 

Der Lauf der Dinge zwingt aber geradezu zu einer weitergehenden Betrachtung unter dem Motto: Was sonst noch geschah!

 

Am 9. April 2019 informierten der Bürgermeister von Görzke und anderer, von Schließung der Sparkassen-Einrichtungen bedrohter Gemeinden gemeinsam das Bürgerbüro des Ministerpräsidenten und die Landtags-Kommission „Zukunft der ländlichen Räume …“ über die bevorstehenden Einschnitte mit folgendem, in Auszügen wiedergegebenem Schreiben. (Da das Schreiben den Ministerpräsidenten wohl kaum persönlich erreicht haben dürfte und deshalb auch die Antwort die Unterschrift eines Mitarbeiters trägt, ist mit der Veröffentlichung ganz sicher kein Vertrauensbruch verbunden.)

 

"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

in der Sorge um die gefährdete Teilhabe einzelner Altersgruppen der ländlichen Bevölkerung am öffentlichen Leben und dem daraus absehbar erwachsenden besorgniserregenden Verhalten bei zukünftigen Wahlen aller Ebenen, wenden wir uns mit der dringenden Bitte um schnellstmögliche Vermittlung in dieser Angelegenheit an Sie.

Zugleich geben wir Ihnen die uns angetragene Forderung der vielen Betroffenen zur Kenntnis, dass der Landtag bzw. die Landesregierung regulierend einschreiten müsse, um die vorgesehenen und weiterhin folgenden Schließungen abzuwenden, zugunsten alternativer Lösungen vor Ort, wie sie beispielsweise die offenen Briefe aufzeigen.

Wir teilen diese Forderung, weil die fortschreitende Schließung der Konstanten im Lebensumfeld insbesondere älterer und nicht mobiler Mitbürger auf dem Lande, eine einseitige Benachteiligung und einen Ausschluss dieses Personenkreises vom öffentlichen Leben bereits zur Folge hat.

Gerade die sichere Abwicklung von Geldangelegenheiten vor Ort, die eine existenzielle Sicherheit gewährt, ist eine dieser wichtigen Konstanten, insbesondere im Leben der derzeit ältesten Generation. Da die fortschreitende Ausdünnung der ländlichen Infrastruktur natürlich auch das Leben aller anderen Altersgruppen betrifft, ist festzustellen:

 

Die beabsichtigte Schließung von Sparkassenstandorten und –einrichtungen birgt politische Brisanz!

 

Mehr und mehr empfindet die Wählerschaft auf dem Lande in dieser Situation, so manches wohlgemeinte Vorhaben oberer politischer Ebenen von vornherein als unglaubwürdig, was in der Folge zu verstärkter allgemeiner Unzufriedenheit und zu verstärkter Politikverdrossenheit führt. Die im Anhang befindlichen Schreiben geben im Wesentlichen die Stimmungslage der derzeit akut Betroffenen wieder.

Während unserer langjährigen Mitarbeit  in der „Arbeitsgemeinschaft ehrenamtlicher Bürgermeister im Städte- und Gemeindebund Brandenburg“ mussten wir feststellen, dass der Rückzug der Sparkassen aus dem ländlichen Raum als flächendeckend gesehen werden muss und die Mißstimmung unter den Einwohnern ebenso flächendeckend zunimmt.

Im Vertrauen darauf, im gemeinsamen Interesse zu handeln und vorgesehene Total-Schließungen (z.B. in Görzke) noch zu verhindern, bitten wir Sie um schnellstmögliche Vermittlung und Nutzung Ihrer Möglichkeiten zur Einflussnahme, um die Sparkassen, die mit öffentlich-rechtlichem Auftrag versehen sind, auch als wichtigen Baustein der Daseinsvorsorge der Kommunen auf dem Lande zu erhalten.“ (Auszüge, Zitat Ende)

 

Mit Blick auf obiges Anschreiben war absehbar, dass viele der aktuell Betroffenen bei dem jetzigen Stand der Dinge, also nach der Schließung der Sparkassenfiliale in Görzke, die schon lange etablierten Parteien, mit ihrer Wahlentscheidung zur Landtagswahl 2019 auf die hinteren Plätze verweisen.

 

Wenn, wie wir erlebt haben, klare Worte und konstruktive Hinweise gewählter Vertreter der Kommunen gegenüber den politisch Verantwortlichen in Kreis, Land und Bund vollkommen ungehört verhallen, kann bei den Bürgern kein Demokratieverständnis entstehen, sondern eher der Eindruck einer verkehrten Welt, in der sich die Regierenden gern ein passendes Volk wählen würden. Zudem verfestigt sich erneut die Befürchtung, daß wir von der, uns allen bekannten einstigen, alle gesellschaftlichen Bereiche umfassenden Planwirtschaft ausgehend, nahtlos und ohne Aufenthalt in eine konsequente Planloswirtschaft für den ländlichen Raum abgleiten.

 

Abschließend zum Thema setze ich Auszüge aus der Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim 26. Deutschen Sparkassentag am 15. Mai 2019 in Hamburg:

 

„ … Wenn ich an die 384 Sparkassen denke, dann sehe ich, dass diese sehr viel mit dem zu tun haben, das auch die Bundesregierung umtreibt, nämlich mit der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in ganz Deutschland. Wir spüren, dass die Veränderungen dazu führen, dass die Diversität in unserem Land wächst, dass sich Menschen in ländlichen Räumen zurückgelassen fühlen …

… Deshalb meine Bitte: Auch wenn Sie 2018 erneut ein gutes Ergebnis erwirtschaftet haben, auch wenn Sie Ihr Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen weiter gesteigert haben, auch wenn wir uns noch einmal vor Augen führen sollten, dass Sie immerhin über 40 % aller Unternehmenskredite vergeben – bleiben Sie der Fläche gewogen! Das ist sehr wichtig…

… Wir sind darauf angewiesen, dass Sie alle sich den neuen Herausforderungen stellen. Arbeiten Sie gut mit Ihren Bürgermeistern und Landräten zusammen ..., die Sparkasse muss schon auch noch so etwas wie die gute Seele einer Region und eines Ortes bleiben. Nur Effizienzgesichtspunkte alleine lösen nicht alle Probleme …“

(Auszüge, Zitat Ende, Quelle: Mitt. StGB Bbg. 05-06/2019)

 

Fazit

Schweigen ist in der Politik nicht Gold und auch schöne Worte allein genügen nicht. Für Politiker war früher und bleibt auch zukünftig einzig und allein die biblische Wahrheit gültig:

„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“

 

 

Jürgen  Bartlog

Bürgermeister

Görzke